Eva R., 50, Texterin, Designerin, Beraterin, Biologin, Niederösterreich
1. Wann haben Sie zum ersten Mal bemerkt, dass da etwas auf uns zukommt, das uns alle betrifft?
Als die Gastro geschlossen wurde.
2. Was war für Sie in dieser Zeit am schlimmsten?
Ungebremster Hass auf Ungeimpfte in der Kommunikation ohne Hinterfragen, gegipfelt in Lockdown für Ungeimpfte, Impfpflicht.
3. Gibt es auch etwas, von dem Sie im Nachhinein sagen würden, da ist etwas Gutes passiert, das ohne diese Krise nicht möglich gewesen wäre?
Habe mich umorientiert, zu fotografieren begonnen, anfangs im ersten Lockdown viel Zeit in der Natur.
4. Was war für Sie besonders hilfreich, um gut durch die Krise zu kommen?
Kreativität, Menschen, mit denen ich offen reden kann.
5. Stellen Sie sich vor, mitten in dieser schwierigen Zeit wäre eine gute Fee dagewesen, die Ihnen einen Herzenswunsch erfüllt hätte. Was hätten Sie sich gewünscht?
Akzeptanz und Gelassenheit, dass es Situationen gibt, für die es keine allein seligmachende Lösung gibt. Wie eine Impfung. Und dann Verständnis für die Ängste und Unsicherheiten aller Seiten für echte Solidarität mit Menschen (nicht nur den Geimpften).
6. Gab es etwas, das Sie wütend gemacht hat?
Ja, diese unglaubliche Verbohrtheit. Absolut kein Argument konnte diese Mauer der Ignoranz auch nur ankratzen. Vollkommen egal was. Und der daraus resultierende Hass und dessen Verbreitung.
7. Gab es etwas, von dem Sie sagen würden, das war eine Schande oder dafür muss man sich schämen?
Die Verbohrtheit. Die Lügen. Das Verschweigen. Das Töten (ich kann es nicht anders sagen).
8. Viele Leute berichten, dass es für sie auch eine Zeit voller Angst gewesen ist. Wie war das bei Ihnen? Und wie sind sie damit umgegangen?
Anfangs nicht, ich hatte weder Angst vor Corona noch vor den Maßnahmen, fand sie nur heillos übertrieben. Angst bekam ich erst im August 2021, als mir langsam dämmerte, welcher Hass und welche Gewalt da dahinter steckt. Echte Angst dann, als diese ungehemmten (psychischen) Gewaltphantasien in den Mainstream-Medien täglich hämisch verbreitet wurden. Allerdings hatte ich zu jedem Zeitpunkt Bekannte, die die Situation ähnlich gesehen haben, auch in meiner Partnerschaft war meist Offenheit möglich. Ich habe meine Angst abreagiert, indem ich schließlich begonnen habe, meine Meinung massiv an die Politik zu übermitteln. War bei jeder Stellungnahme dabei und habe Schreiben an alle möglichen Stellen geschickt.
9. Gibt es Personen, mit denen Sie sich entzweit haben? Wie sind Sie damit umgegangen?
Jein, es war eher so, dass wir uns entfernt haben – und ein Thema völlig aus der Kommunikation genommen wurde. Was zu mehr Entfernung geführt hat. Teilweise kommen wir uns wieder näher, aber über Thema C und I wird ABSOLUT geschwiegen.
10. Gibt es Personen, die Sie während der Krise aufgrund ihres Verhaltens bewundert haben oder die sich Ihre Achtung verdient haben?
Ja, alle Ärzte und Ärztinnen, JournalistInnen und alle Menschen, die sich öffentlich geäußert haben, teilweise unter Verlust ihrer Arbeit, Reputation oder sogar ihres Lebens. Unter Anklage und vertrieben aus ihren Ländern. Aber auch schon allein alle Ärzte und Ärztinnen, die einfach nicht geimpft haben, Impfschäden tatsächlich gemeldet haben und Menschen offen informiert haben.
11. Inwiefern hat Sie diese Krise geprägt? Gab es Talente oder Fähigkeiten, die Sie hervorholen oder entwickeln mussten?
Ich habe für mich erschreckend klar gesehen, wie oft ich eigentlich selbst Menschen vorverurteile, ohne nachzufragen. Diese Fähigkeit, erst nachzufragen, entwickle ich gerade.
12. Stellen Sie sich vor, eines Tages hätten Sie die Gelegenheit, einer Schulklasse, die zu dieser Zeit noch nicht auf der Welt war, von Ihren Erlebnissen zu erzählen. Gibt es so etwas wie eine Lehre oder einen Tipp, den Sie den Kindern mitgeben könnten?
Glaube nie jemandem, der dir ein einziges Rezept verkaufen will, mit dem alles gut wird. Glaube nie jemandem, der dir eine Bevölkerungsgruppe zeigt, die an allem Schuld ist und deren Beseitigung dafür sorgt, dass alles gut wird (selbst wenn die „Beseitigung“ nur darauf beruht, sie anzupassen). Das Leben ist vielfältig und vielfältig sind Lösungen für alle Situationen, ob Krise oder nicht.
13. Wenn Sie einen Blick in die Zukunft tun könnten, was denken Sie aus heutiger Sicht, wie könnte unsere Welt in einigen Jahren aussehen?
Schwierig – im Moment kann es in alle Richtungen gehen. Allerdings habe ich fast das Gefühl, dass es noch schlimmer werden muss, bevor es besser wird. Es gibt lang nicht mehr so viele, die blind vertrauen, aber die, die es tun, machen das extrem vehement.
14. Möchten Sie noch etwas erzählen, nach dem nicht gefragt wurde?
Mir ist es von Anfang an schwergefallen, zu verstehen, was da passiert. Und vor allem, dass auf das, was tatsächlich passiert, so gar nicht eingegangen wird. Das ist heute noch so. Ich war früh davon überzeugt, dass eine derartige Verzerrung der Dinge, die tatsächlich vor den Augen aller täglich passieren, über viele Jahre aufgearbeitet werden müsste. Heute mehr denn je! Denn das Ganze läuft ja jetzt schon Jahre, und die Aufarbeitung hat noch annähernd nicht begonnen.