Soziale Unterstützung von Familie, Freunden und Gleichgesinnten scheint einer der wichtigsten Aspekte zu sein, der Menschen hilft, durch kritische Zeiten zu kommen.
Dabei spielt die Qualität der sozialen Beziehungen eine wichtigere Rolle als die Quantität. Es ist nicht die Anzahl der unterstützenden Personen, die entscheidend ist, sondern auf welche Weise die Unterstützung zur Bewältigung eines Problems erfolgt.
Man kann zwischen zwei Formen der sozialen Unterstützung unterscheiden: Die erhaltene soziale Unterstützung, also das Ausmaß und die Art der Unterstützung rückblickend aus Sicht des Empfangenden, sowie die erwartete soziale Unterstützung.
Beide können nach der Art der Hilfe unterschieden werden:
- Informationelle Unterstützung (Ratschläge, hilfreiche Informationen, Tipps zur Problemlösung)
- Instrumentelle Unterstützung (durch Arbeitsleistung oder finanzielle Unterstützung)
- Emotionale Unterstützung (Trost, Mitgefühl, Anerkennung)
Soziale Unterstützung wirkt sowohl direkt auf Wohlbefinden und Gesundheit, als auch indirekt im Sinne eines Vorrats, wenn kritische Zeiten auftreten.
Allerdings ist das nicht immer der Fall und es können auch negative Effekte auftreten. Etwa dann, wenn die Unterstützung zwar gut gemeint ist, aber nicht den Bedürfnissen entspricht. Unterstützung kann auch Defizite aufzeigen, die den Selbstwert und die Selbstwirksamkeit beeinträchtigen.
Studienergebnisse
2022 erschien „Die österreichische Gesellschaft während der Corona-Pandemie“, ein Sammelband aus sozialwissenschaftlichen Umfragen, in dem auch die Auswirkungen der Krise auf das soziale Leben erfasst wurden. Die Autoren kamen zu dem Schluss: Die Häufigkeit der Sozialkontakte stieg nach Ende des Lockdowns, das Wohlbefinden ebenfalls, jedoch nicht im selben Ausmaß. Persönliche Kontakte wurden vermehrt durch Telefon und Internet ersetzt, wobei es in diesem Falle keinen signifikanten Zusammenhang mit dem Wohlbefinden gab. Die Autoren vermuten: Der schwache Effekt physischer Sozialkontakte auf das Wohlbefinden während der Krise könnte darauf zurückzuführen sein, dass die temporäre physische Isolation absehbar war und die sozialen Ressourcen nach der Krise weiterhin verfügbar blieben.
Es scheint, als hätten die Autoren einen wichtigen Aspekt nicht berücksichtigt: Nämlich dass jegliche soziale Kontakte – unabhängig davon, ob durch einen reellen gefährlichen Virus oder durch die politische und mediale Darstellung entstanden – zur potenziellen Bedrohung wurden. Kein Wunder, dass diese wichtige Ressource, um gut durch Krisen zu kommen, ausgehebelt wurde. Ganz anders erlebten das viele Maßnahmenkritiker, die zwar berichteten, dass soziale Beziehungen in die Brüche gingen, sie aber gleichzeitig neue, und zwar qualitativ hoch bewertete Beziehungen eingingen. Zudem wurde bei dieser Gruppe der persönliche Kontakt weniger durch virtuelle Kontakte ersetzt. Zum Teil wurden sie sogar ausgeweitet, etwa durch die Teilnahme an Demonstrationen oder durch gegenseitige Hilfeleistungen, die man sich nicht verwehren ließ.
Soziale Unterstützung fördern
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um soziale Unterstützung zu fördern, indem man Beziehungen pflegt. Hier sind einige Ansätze:
Investieren Sie Zeit und Energie in den Aufbau und die Pflege von Beziehungen zu Familie, Freunden, Nachbarn und Kollegen. Planen Sie regelmäßige Treffen oder Aktivitäten, um sich auszutauschen und Spaß miteinander zu haben. Regelmäßige soziale Interaktionen helfen, ein unterstützendes Netzwerk aufzubauen.
Engagieren Sie sich in lokalen Gemeinschaftsgruppen, Vereinen oder ehrenamtlichen Organisationen. Dies ermöglicht Ihnen, Gleichgesinnte zu treffen und sich aktiv in soziale Aktivitäten einzubringen.
Nutzen Sie Online-Plattformen und soziale Medien als Möglichkeiten, um soziale Unterstützung zu finden und anzubieten. Suchen Sie nach Foren, Gruppen oder Online-Communitys, in denen Sie sich mit Menschen austauschen können, die ähnliche Erfahrungen machen oder ähnliche Interessen haben.
Informieren Sie andere über die Wichtigkeit sozialer Unterstützung und wie sie zu mehr Wohlbefinden und Lebensqualität beitragen kann. Teilen Sie Informationen über Ressourcen und Dienstleistungen, die verfügbar sind, um Unterstützung zu erhalten.
Machen Sie auf die Gefahren und Auswirkungen von sozialer Isolation aufmerksam und fördern Sie Maßnahmen zur Prävention. Organisieren Sie Veranstaltungen oder Aktivitäten, die Menschen zusammenbringen und soziale Bindungen stärken. Schaffen Sie dabei eine Umgebung, in der sich Menschen sicher und wohlfühlen können. Das fördert ein Klima der Solidarität und des Zusammenhalts.
Soziale Unterstützung ist ein wechselseitiger Prozess, der der Pflege bedarf. Durch die Förderung von sozialer Unterstützung können wir dazu beitragen, starke soziale Netzwerke aufzubauen und das Wohlbefinden sowohl auf individueller als auch auf gemeinschaftlicher Ebene zu verbessern.
Was ist falsch gelaufen?
Eine Frage, die uns durch alle Analysen begleiten wird, ist: Weshalb haben die Strategien, die bislang als funktionell für die Krisenbewältigung galten, diesmal nicht gegriffen?
Ein besonderes Problem, das in Zeiten der Pandemie aufgetreten ist, besteht darin, dass bislang tragfähige Netzwerke wie Partnerschaften, Familien, Freundschaften oder Interessensgemeinschaften, angefeuert durch die mediale und politische Spaltung, ihren Zweck nicht mehr erfüllen konnten und durch ihren Wegfall eine Traumatisierung begünstigt wurde. Es geht nun also darum, entweder beschädigte bisherige Beziehungen zu heilen oder neue, funktionelle aufzubauen, die den Anforderungen entsprechen, die nötig sind, um eine Krise gut zu überstehen. Auch hier haben die Antworten gezeigt, dass wenige gute Freunde wesentlich wichtiger waren als etliche oberflächliche. Gleichzeitig ist es auch wichtig sich Fähigkeiten anzueignen, die dafür sorgen auch in zukünftigen Krisensituationen die soziale Unterstützung nicht zu verlieren und auch selbst anzubieten. Etwa Kommunikationsfähigkeiten, Solidarität oder Zivilcourage. Was stärkt mich und schafft „Vorräte“, mit denen sich, auch schwierige Zeiten, in denen man sich nicht immer auf die gewohnte soziale Unterstützung verlassen kann, durchsteht?
Tätig werden
Welche Ideen sind Ihnen durch den Kopf gegangen, während Sie diesen Beitrag gelesen haben? Planen Sie im Geiste schon ein Klapptischtreffen im öffentlichen Park zum Thema „Selbstversorgung für Balkongärtner in der Stadt“ und freuen sich darauf, neue Leute kennenzulernen? Oder denken Sie daran, ihre Nachbarn für ein Stiegenhausfest zu gewinnen, weil sie eigentlich schon eine ganze Weile im selben Haus leben, aber recht wenig voneinander wissen und damit das Potenzial einer guten Nachbarschaft noch gar nicht ausschöpfen? Oder haben Sie keine Lust, selbst etwas zu organisieren, würden aber gerne an einer Veranstaltung teilnehmen? Dann könnten Sie eine Liste der Angebote oder der Anbieter erstellen, die infrage kommen. Am besten teilen Sie diese mit Leuten teilen, die sich ebenfalls dafür interessieren könnten.
Vielleicht sehen Sie auch noch Licht, um in die Brüche gegangene Beziehungen zu kitten. Das wäre die schönste Form der Aufarbeitung, aus der beide Seiten lernen könnten. Wann und warum ist es passiert? Was hätten die Beteiligten sich vom jeweils anderen gewünscht, was hätten sie gebraucht? Verstehen ist der erste Schritt zu Vergebung. Der Dialog ist eine unschätzbare Kommunikationsform auf diesem Weg.
Werden Sie aktiv. Nur wenn man sich aus seiner Komfortzone herausbewegt, kann man lernen und Wachstum in Gang setzen.
Literatur:
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